Integration durch Arbeitsplatz
Der syrische Lehrer Mohammad Naja wurde von der Rotkreuz-Kinder- und Jugendhilfe (KiJu) fest angestellt. In der Halboffenen Kinderbetreuung der DRK-KiJu in der Erstaufnahme Osterrade hat der Vierzigjährige seine erste Teilzeitstelle in Deutschland gefunden.
Mohammad Naja ist im Hamburger Alltag angekommen. Seit Mitte März 2016 arbeitet der 40-jährige Syrer in der Halboffenen Kinderbetreuung der Erstaufnahme (EA) Osterrade in Lohbrügge. Sein Arbeitgeber ist die DRK-Kita Regenbogen und damit die Kinder- und Jugendhilfe gGmbH des Hamburger Roten Kreuzes (KiJu). „Ich bin sehr glücklich über diese Stelle“, sagt der Lehrer und vierfache Vater aus der Mittelmeerstadt Latakia. Im November 2014 hatte er sich mit seinem damals 11-jährigen Sohn auf die Flucht in die Türkei und Griechenland begeben. Über die sogenannte Balkanroute gelangten die beiden drei Monate später in die ZEA Dratelnstraße in Hamburg-Wilhelmsburg. „Nach vier Jahren Krieg habe ich für meine Kinder keine Zukunft mehr in Syrien gesehen“, sagt Mohammad Naja. Die hoffte er in Deutschland zu finden.
In Hamburg angekommen, kümmerte sich Mohammad Naja intensiv um sämtliche behördliche Angelegenheiten. Er lernte Deutsch, ließ seinen Berufsabschluss beurkunden und zog nach sechs Monaten in die Folgeunterkunft Brookkehre in Bergedorf. Im Oktober 2015 kamen seine Frau und die drei Mädchen nach. Seit zwei Monaten lebt die Familie in einer Mietswohnung im Bergedorfer Zentrum. Inzwischen gehen alle vier Kinder zur Schule, während ihr Vater arbeitet. „Bildung ist alles“, sagt der stolze Familienvater.
Jeden Montag- bis Freitagvormittag betreut Mohammad Naja mit seiner deutschen Kollegin Sarah Czerwik rund 25 drei- bis sechsjährige Flüchtlingskinder der EA Osterrade. Sie basteln, spielen oder tanzen mit den Kleinen, lesen ihnen vor, schlichten Streit und bringen ihnen Zahlen, Tiernamen, das Buchstabieren oder deutsche Lieder bei. Dafür steht dem DRK ein eigener Containerraum mit extra Kindertoiletten zur Verfügung. Bei gutem Wetter nutzen Betreuer und Kinder natürlich auch den Hof der ehemaligen Wäscherei. Gegen 11 Uhr gibt es eine gemeinsame Obstmahlzeit am Tisch – für die Kleinen ein wichtiges und vor allem gesundes Ritual.
Die Arbeit als Betreuer bei der DRK KiJu ist für Mohammad Naja der erste wichtige Schritt, um seinen früheren Beruf wieder aufzunehmen: „Ich möchte noch viel besser Deutsch lernen, um hier als Lehrer arbeiten zu können“, sagt er. Das DRK Hamburg unterstützt ihn auf seinem Weg. „Das ist für uns echte Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt seine Chefin Marion Dornquast, die das Eltern-Kind-Zentrum (EKiZ) Lohbrügge und die DRK-Kita Regenbogen leitet. Ihr Team plant bereits weitere Projekte, um qualifizierten Flüchtlingen und Deutschen den Schritt in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Der syrische Lehrer, seine Kollegin Sarah Czerwik und einige weitere Eltern, die das EKiZ besuchen, haben es geschafft. Mohammad Naja glaubt jedenfalls wieder an die Zukunft seiner Kinder.